Leichtathletik: Das "unerwartete" Jahr

08.10.2018 von Karl-Heinz Stolz

Nun ist die Leichtathletiksaison 2018 fast zu Ende.  Da sich ein paar Schüler verstärkt für die Wurfdisziplinen begeistert haben, habe ich mit Beginn dieser Leichtathletiksaison einen zweiten Trainingsabend eingeführt. Wir haben zwar schon letzten Herbst vor den Wettkämpfen eine Einführung in die Technik gemacht und in der Wintersaison das Training am Mittwochabend um eine Wurfeinheit ergänzt; aber das sich das erweiterte Training innerhalb so kurzer Zeit so auf die Leistungen bei allen Schülern  ausgewirkt hätte, hätte ich nicht erwartet.

 

Gideon

Gideon habe ich neben dem erweiterten Training noch ein paar „Hausaufgaben“ für Athletik aufgetragen. Er hat wohl die größten Sprünge in der Gruppe gemacht. Im Kugelstoßen hat sich um mehr als 2,5 m verbessert. Dazu muss man wissen, dass er bei jedem Wettkampf seine persönliche Bestleistung verbessert. Wie er das schafft, ist mir ein Rätsel. Darüber haben wir gerade von der Schritttechnik auf die Angleittechnik nach O´Brien umgestellt. Auch wenn noch viel Verbesserungsbedarf bei dieser Technik besteht, auch hier hat er im Wettkampf wieder eine neue Bestleistung geschafft. Somit ist die Technikumstellung gelungen.

Im Diskus steigert er sich um ca. 3,5 m auf 31,34 m; im Hammerwurf gibt es einen Zuwachs von 13 m auf über 30 m nachdem er dieses Jahr stabil mit einer Drehung werfen kann.

Leider plagen ihn schon seit Jahren die Adduktoren, sonst könnte er auch bei anderen Disziplinen gute Leistungen zeigen.

 

Kassandra

Kassandra kann sich im Ballwurf um 7 Meter auf 32 m und bei allen Langwürfen auf über 21 m steigern. Im Diskus verbessert sie sich um ca. 5 Meter, im Speerwurf um 7,5 Meter und im Hammerwurf um fast 9 Meter auf ca. 24 Meter. Im Hammerwurf gelingt ihr eine nun eine Drehung, auch wenn die Drehung noch nicht immer stabil ist. Beim Kugelstoßen habe ich den Eindruck, dass hier die Steigerung im Normalbereich liegt; hier ist es „nur“ einen halben Meter mehr geworden.

 

Julian

Julian hat sich Ende des Jahres von dem Wurfvirus infizieren lassen. Mit seinen 7,80 m im Kugelstoßen, jeweils ca. 18 m im Diskus und Hammer ist er im Landesverband Nordrhein bei den Besten zu finden. Allerdings heißt das in diesem Alter nicht viel. Nach 2 Monaten Wurftraining probiert er die schon die Drehung im Hammer- und Diskus. Er ist aber erst 12 Jahre alt und es dauert noch ein paar Monate bis die Drehungen richtig umsetzen kann. Gute Fortschritte hat er dieses Jahr im Hoch- und Weitsprung gezeigt. Noch besser wäre es  geworden, wenn seine Trainingsbeteiligung über 50 % liegen würde. Beim Wurftraining klappt es mit der Trainingsbeteiligung wesentlich besser; daher ist hier der Fortschritt deutlicher.

 

Lukas

Lukas hat mich beim letzten 2000 m Lauf sehr überrascht, als er seine Bestleistung gleich um mehr als eine halbe Minute verbessert. Hier muss ich aber auch klar sagen. Da habe ich als Trainer nun rein gar nichts zu beigetragen. Für ein Ausdauertraining bleibt bei einem Trainingsabend am Mittwoch keine Zeit. Gut, dass Hans-Gerd und sein Vater beim Ausdauertraining behilflich sind.

 

Anne-Sophie

Leider ist Anne der Wiedereinstieg in die Leichtathletik nicht gut gelungen. Nachdem sie sich direkt am Anfang der Saison im Diskus auf 23,29 m und Hammer auf 27,41 m steigert und dabei schon die Vorjahresweiten trotz schwerer Wettkampfgewichte übertrifft, hat eine Verletzung sie für den Rest des Jahres ruhig gestellt.

 

Auch meine Ergebnisse waren dieses Jahr unerwartet. Nachdem ich ca. ein Jahr verletzungsbedingt keinen Wettkampf machen konnte und noch nicht die vorherigen Trainingswerte erreicht habe, habe ich meine Platzierungen bei den DM mit Platz 4, 5 und 8 beim Schleuderball, Fünfkampf und Hammerwurf nicht erwartet können. Darüber hinaus bin  ich zum letzten Mal in der Altersklasse M 55 gestartet und habe mich gegen die „jüngere“ Konkurrenz durchgesetzt.

Auch Rita möchte ich nicht unerwähnt lassen. Zwei Kreisrekorde im Gewichtwurf und Hammerwurf kann sie vermelden. Dazu Platz 4 und 7 bei der DM.

Die Weiten haben sich natürlich in viele gute Platzierungen niedergeschlagen. 9 Regiotitel bei den Schülern und unzählige vordere Platzierungen sind dabei herausgesprungen.

Sooo viele Steigerungen und gute Ergebnisse hätte ich dieses Jahr wirklich nicht erwartet. Ich bin richtig begeistert.

 

Fazit:

Mir sind die Leistungssteigerungen richtig unheimlich geworden. Ich mache mir mittlerweile mehr Sorgen, wie ich es den Schülern erklären soll, wenn es einmal keine persönliche Bestleistung beim Wettkampf gibt. Es geht eben nicht immer besser. Es gibt auch einmal schlechte Tage. Allerdings hat es die in der vergangenen Saison selten gegeben.

Ganz still und heimlich hoffe ich darauf, dass der Trend nächstes Jahr so geht. Wenn ich mir nämlich das Wurftraining so anschaue, sehe ich bei jedem Training Verbesserungen. Das freut mich sehr und spornt mich an, so weiter zu machen und hoffe, dass alle beim Training mitziehen. Und meine „Verbesserungsliste“ werde ich auch weiter führen, weil ich sonst den Überblick verliere und damit ich jeden individuell stärken und verbessern kann.

Zwischenzeitlich bin ich mit der Liste gar nicht mehr nachgekommen, weit die Fortschritte so schnell waren. Sonst sitze ich abends bei der Videoauswertung, schaue mir oft die Lehrbücher an, um die Technik weiter zu verbessern und die passenden Übungen herauszusuchen. Ich hoffe auf ein zweites unerwartetes Jahr. Denn ich sehe bei jedem Schüler/in noch viel Potential. Durch den zweiten Trainingsabend im Winter werden die Grundlagen für die nächste Saison gelegt.

Ein paar Änderungen sind schon bekannt. Gideon und Kassandra kommen in eine andere Altersklasse; dadurch werden fast alle Wurfgewichte schwerer. Julian kann noch mit den gleichen Gewichten werfen und kann daher die Technik ausbauen. Anne startet nächstes Jahr für die LG Stolberg. Sie wird allerdings wegen der langen Pause erst langsam das Training steigern. Ob sich weitere Schüler/innen für das erweiterte Training und Wettkämpfe finden, hängt davon ab, wie sie sich beim Training präsentieren und Interesse haben.

 

Aber:

Ich werde weiterhin Mehrkampftraining durchführen. Das ist die Basis. Die Wurfdisziplinen werden nur ein Schwerpunkt sein. Dabei steht der Hammer- und Diskuswurf von der Trainingszeit vorne, weil die Disziplinen technisch anspruchsvoll sind. Folglich gibt es hier  weniger Konkurrenz und die Erfolge sind größer. Allerdings sollte auch der Spaß an der Bewegung und am Sport nicht vergessen werden. Leistung ist nicht alles. Und wenn die Schüler/innen durch ihren Sport Spaß an der Bewegung gewinnen, habe ich auch einen Erfolg erzielt.

 

Karl-Heinz Stolz

 

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