Bereicherndes Engagement für andere im Verein

07.09.2020 von Sebastian Puettgen

In der Stolberger Turngemeinde war die Datenschutzgrundverordnung mit ein Grund dafür, sich im Vorstand nach einem jüngeren Presseverantwortlichen für den Verein umzusehen, der in der Person von Sebastian Püttgen auch gefunden wurde. „Ich hatte dem Verein allerdings schon vorher signalisiert, dass ich zu ehrenamtlichen Aufgaben bereit bin. So eine Bereitschaft muss ja auch nicht zwangsläufig in ein Amt münden. Jedes Mitglied kann auch so etwas für andere im Verein tun. Helfende Hände sind immer gefragt“, weiß Sebastian Püttgen aus eigener Erfahrung und empfiehlt Jugendlichen oder jungen Erwachsenen im Verein, sich ruhig entsprechend einzubringen. Herausforderungen und Aufgaben seien genug vorhanden. Und die erweiterten oft den eigenen Horizont und schärften den Blick für die Bedürfnisse innerhalb der Gemeinschaft – einzelner Mitglieder oder ganzer Abteilungen. „Und natürlich braucht man für die Arbeit im Verein hin und wieder die Mithilfe anderer Vorstandsmitglieder und die gibt es dann auch“, sieht sich Sebastian gut unterstützt und alles andere als in kalte Wasser hineingeworfen.

Rebecca Titz, die bei Hansa Simmerath unter anderem eine inklusive Gruppe mitbetreut und zudem im Jugendvorstand aktiv ist, kann das bestätigen: „Und der eigene Sport leidet bei mir auch nicht darunter. Im Verein ist niemand alleine. Wenn zum Beispiel Jugendfahrten geplant werden, helfen auch noch andere mit. Nur Corona hat einiges im Verein durcheinandergewirbelt – gerade bei inklusiven Sportgruppen mussten wir diesbezüglich sehr vorsichtig sein und viel ausfallen lassen“, berichtet die 19-Jährige verantwortungsbewusst. „Jugendfahrten organisiert, Protokolle geschrieben, die Probleme mit der Datenschutzgrundverordnung und vieles mehr waren auch schon meine Themen im Verein. Ins Ehrenamt rutscht man irgendwie rein. Etwa wenn man früh Übungsleiter wird oder bei der Sportabzeichen-Abnahme mithilft“, erzählt Lukas Beiß, und später beschäftigt man sich dann auch schon mal mit ernsteren Dingen wie Aufnahmestopp oder der Mitgliederstruktur im Allgemeinen. Letztere hat vielfach mit gesellschaftlichen Entwicklungen zu tun, die sich in den Vereinen bemerkbar machen. Kinder und Jugendliche sind in den meisten Sportvereinen stark repräsentiert. Das bliebe oft bis ins junge Erwachsenenalter so und reiße dann mit Ausbildung, Studium und Beruf für Jahre spürbar ab. Für Mannschaftsport könne so ein Schwund dann auch schon mal kritisch werden. „Erst wenn eigene Kinder da sind, entdecken viele den Verein wieder für sich und ihre Familie“, hat Sebastian Püttgen beobachtet, was auch gewisse Lücken in den Vorständen widerspiegeln würde. Dabei bringe der Gemeinschaftssinn, das „Dasein-für-andere“ auch menschlich sehr viel, betonen die Stipendiaten des Jahres 2020.

Die drei Auserkorenen wollen das nicht missen und werben im Freundeskreis und unter Sportskameraden für das Engagement im Verein. Gelegentlich lässt sich so ein weiterer junger Mensch für die gute Sache und das „Mehr im sozialen Miteinander“ gewinnen, hat das Trio erlebt. „Ohne ehrenamtliches Engagement würde vieles in Deutschland einfach nicht funktionieren“, ist sich Sebastian Püttgen sicher. Und vielleicht bleiben die drei jungen Leute ja selbst auch noch Jahrzehnte mehr als nur „normales Vereinsmitglied“. „Das kann ich natürlich jetzt noch nicht sagen und hängt von der beruflichen Entwicklung ab. Als Ausgleich ist Sport allerdings immer eine Option für mich“, so Rebecca Titz, die mit den beiden Jungs noch ein Projekt zu stemmen hat.

„Das Projekt ist Bestandteil des Stipendiums und musste wegen Corona bislang zurückgestellt werden. Wahrscheinlich läuft es auf die Organisation eines Volleyballturniers hinaus“, blickt Arne Schön, Jugendwart im RegioSportBund auf das letzte Drittel des Stipendium-Jahres. Arne Schön will jedoch noch mehr mit den jungen Ehrenamtlern in den Sportvereinen erreichen. Insbesondere eine bessere Vernetzung innerhalb der Städteregion. Die drei Stipendiaten sind schon Teil des Netzwerkes und arbeiten zudem im Jugendvorstand des RegioSportBundes, im „J-Team“, mit. Dabei gehe es auf Verbandsebene nicht nur um die persönlichen Kontakte, sondern nicht zuletzt um die Vielfalt der Vereine in der Region und was diese alles anbieten. Arne Schön ist davon überzeugt, dass sich viele junge Menschen mit Begeisterung in den städteregionalen Sportvereinen für die Gemeinschaft engagieren, „sozialen Mehrwert leisten“.

Doch die Informationen darüber, wer sich wie in den Vereinen konkret einbindet, ist bislang nirgendwo komplett hinterlegt. Daran wird gearbeitet. Für einen besseren Austausch – in Corona-Zeiten auch schon mal mittels Videokonferenz – und die Entwicklung des Vereinssports in der Region würde die Teilhabe im Netz des RegioSportBundes jedoch viele Vorteile bringen, glaubt Schön und empfiehlt dem engagierten Nachwuchs – falls noch nicht geschehen – auch deshalb eine Bewerbung um ein Stipendium. Generell sei das mit der Vernetzung heute allerdings leichter als im letzten Jahrtausend, da sich nicht nur die jungen Vereinsmitglieder über Soziale Medien austauschen und die Vereine so zu einem Großteil auch organisieren. (phan)

Weitere Informationen zum Bewerbungsverfahren sind auf der Homepage der Sportjugend des RegioSportBundesAachen e.V. (www.regiosportbundaachen.de/seite/353948/stipendium.html) zu finden und/oder unter sportjugend@regiosportbund-aachen.de mit dem Betreff „Stipendium 2021 für junges Ehrenamt“ zu erhalten.

Quelle: 06.09.2020 / Super Sonntag Stolberg / Seite 3 [http://epaper.supersonntag.de/2.0/#/read/ssn2/20200906? page=2&article=89835561]

Zurück