Die beste Sportart fürs Kind finden

20.12.2017 von Karl-Heinz Stolz

Quelle: Stolberger Nachrichten vom 19.12.2017; http://epaper.zeitungsverlag-aachen.de/

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VON Monika Kophal

Berlin/Köln. Ob Yoga, Turnen oder Kampfsport, schon für Kindergarten- und für Grundschulkinder ist das Sportangebot vielseitig. Das ist auch gut so, sagt Katja Schmitt, Professorin am Institut für Sportwissenschaften an der Humboldt-Universität zu Berlin. Denn durch Bewegung werden nicht nur Muskulatur, Koordination und Motorik geschult. Auch emotional profitieren Kinder vom Sport. Bestenfalls macht er Spaß und sorgt für Erfolgserlebnisse. Dadurch wird das Selbstbewusstsein gestärkt, sagt Schmitt.

Soziale Fähigkeiten

Auch die sozialen Fähigkeiten spielen beim Sport eine große Rolle, vor allem bei Teamsportarten wie Fuß- oder Handball. „Außerdem ist nachgewiesen, dass Sport die Konzentrationsfähigkeit bei Kindern fördert“, sagt Schmitt. Sport tut also schon jüngeren Kindern gut, vor allem, wenn er in der Gruppe stattfindet. Im Vordergrund sollte laut Schmitt aber immer der Spaß an der Bewegung stehen. „Für die Kinder geht es einfach darum, sich selbst und ihren Körper zu entdecken.“

Konkurrenz- und Wettbewerbsgedanken spielen in der Kindergartenzeit noch keine große Rolle, sagt Ilona E. Gerling. Sie ist Sportlehrerin an der Deutschen Sporthochschule Köln. Ihrer Meinung nach eignet sich aber nicht jede Sportart für Kindergartenkinder. „In diesem Alter sollten Kinder hauptsächlich Sportarten ausüben, bei denen natürliche und spielerische Körperbewegungen angeboten werden“, sagt Gerling.

„Sport fördert die Konzentrationsfähigkeit bei Kindern.“

Katja Schmitt, Professorin am Institut für Sportwissenschaften an der Humboldt-Universität

Fangen Kinder zu früh mit Sport an, bei dem nur eine bestimmte Muskelgruppe trainiert wird, können Schäden am Skelett die Folgen sein. Wichtig ist deshalb, den kompletten Körper zu trainieren. Doch dafür muss nicht jedes dreijährige Kind sofort Mitglied in einem Sportverein werden, sagt Gerling. Denn Klettern, Springen und Rollen können sehr gut in den Bewegungsalltag eingebaut werden: auf dem Sofa, der Wiese, auf der Treppe oder beim Fahrradfahren. Für Eltern, die viel arbeiten, kann das aber selbst schwer umzusetzen sein. In diesem Fall bietet es sich an, das Kind mindestens einmal pro Woche betreut zum Sport zu schicken.

Besonders gut eignet sich für den Start das Kinderturnen. Nicole Greßner vom Berliner Turn- und Freizeitsportbund bietet solche Kurse an. „Turnen ist einfach eine sehr gute Grundlage für alle weiteren Sportarten.“ Beim Turnen geht es vor allem um Spaß. Meist gibt es schöne Musik und bunte Materialien wie Schwingtücher und Seile, über die Kinder balancieren. Wirklich motivieren muss man die Kleinen auch nicht. „Die strömen in die Halle und wollen einfach toben und sich bewegen“, sagt Greßner. Doch nicht immer sind Kinder von einer Sportart direkt überzeugt. Gerling von der Sporthochschule rät trotzdem dazu, dass Kinder die ausgewählte Sportart ein paar Stunden lang ausprobieren sollten, Grundschulkinder ruhig bis zu 15 Stunden. Oft müssen Kinder erst entdecken, was ihnen Spaß macht. Generell aber gilt: Eine Sportart muss zur Persönlichkeit des Kindes passen.

Für Mädchen und Jungen im Kindergartenalter empfehlen die Experten Kinderturnen, Kinderjudo, Kindersport im Park und Kinderyoga.

Beim Kinderturnen motivieren Sprossenwände oder umgedrehte Turnbänke zum Klettern, Laufen, Hüpfen oder Hangeln. Dadurch trainieren Kinder ihre Muskeln und stärken ihre Haltung und Bewegungssicherheit.

Auch beim Kinderjudo werden die Stütz- und Haltemuskulatur gestärkt und grundlegende koordinative und konditionelle Fähigkeiten geschult.

Natürliche Abläufe

In immer mehr Städten wird laut Schmitt Kindersport im Park angeboten. Ähnlich wie beim Kinderturnen stehen auch hier die natürlichen Bewegungsabläufe im Vordergrund. „Außerdem erprobt das Kind seine Geschicklichkeit.“

Laut Gerling kann Kinderyoga zwar ab drei Jahren begonnen werden, allerdings nur in Verbindung mit Sportarten wie dem Kinderturnen. Kinderyoga allein ist sonst nicht vielfältig genug.

Hat der Kinderkörper ein entsprechendes Muskelkorsett entwickelt, können weitere Sportarten hinzukommen. Gerling empfiehlt jedoch, einseitigen Sport nur in Verbindung mit vielseitigen Sportarten zu betreiben.

Mehr Infos im Netz

bit.ly/Drinnen_bewegen

Sportarten ab dem Grundschulalter

Ballsportarten: Bei diesen Sportarten wird auch die soziale Kompetenz gefördert. „Auf dem Spielfeld müssen die Kinder Rollen einnehmen, bewusst miteinander kommunizieren und Empathie aufbringen“, sagt Katja Schmitt, Professorin am Institut für Sportwissenschaften an der Humboldt-Uni.

Ballett, olympisches Geräteturnen, Sportakrobatik und Rhythmische Sportgymnastik: Diese Sportarten können Kinder mit fünf Jahren anfangen. Allerdings brauchen sie dafür eine gute körperliche Grundlage. Der Körper wird hier gezielt auf anspruchsvolle Kunststücke vorbereitet. Das wiederum fördert die Koordination. 

 

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