Sportvereine als Brücken der Gesellschaft

29.03.2018 von Karl-Heinz Stolz

Quelle: Stolberger Nachrichten vom 29.03.2018; http://epaper.zeitungsverlag-aachen.de/

Der Regiosportbund hat das Projekt „Integration durch Sport“ auf den Weg gebracht. Acht Stützpunktvereine im Altkreis machen schon mit.

 
Städteregion. Dieses Thema ist dem Regiosportbund Aachen (RSB) sogar eine eigene Stelle wert: Stephan Mayer hat sie bekommen und kümmert sich jetzt in den Kommunen des Altkreises um „Integration durch Sport“. Der Name ist Programm und spiegelt den neuen Schwerpunkt wider, den der RSB angesichts veränderter gesellschaftlicher Herausforderungen setzen will. Im September war das Integrationskonzept vom Präsidium beschlossen worden, und nur ein gutes halbes Jahr später können die Verantwortlichen bereits eine sehr positive erste Zwischenbilanz ziehen.

„Sport ist ein wesentlicher Integrationsmotor“, weiß Robert Voigstberger. Er beschäftigt sich nicht nur als stellvertretender RSB-Vorsitzender, sondern vor allem als für den Sozialbereich verantwortlicher Erster Beigeordneter der Stadt Stolberg mit dem verstärkten Zuzug von Flüchtlingen und seinen Folgen. 27 Millionen registrierte Vereinsmitglieder in Deutschland, davon immerhin 70 000 in der Städteregion (ohne Aachen), seien geradezu prädestiniert für gelebte und gelungene Integration. „In den Vereinen gibt es ein unheimlich großes ehrenamtliches Potenzial“, betont Voigtsberger. „Diese Kraft können wir sehr gut nutzen, um Sport und Integration zu verbinden.“ So spiele die Sprache im Sport beispielsweise kaum eine Rolle: „Jeder weiß doch, wie Fußball funktioniert.“

Teilhabe ermöglichen

Beim Regiosportbund ist es jetzt Aufgabe von Stephan Mayer, solche Prozesse anzustoßen und zu begleiten. Das Konzept sieht vor, dass Migranten – auch – über den Sport eine Teilhabe am gesellschaftlichen Leben ermöglicht werden soll. „In diesem Sinne versuchen wir, den Sport für wirklich jeden zu öffnen“, erklärt Mayer. Allerdings nicht mit Hilfe des „Gießkannen-Prinzips“, sondern in sogenannten Stützpunktvereinen. Sie erhalten über den RSB Fördermittel vom Landessportbund. „Im Gegenzug verpflichten sie sich, Integration als Querschnittsaufgabe zu verankern und Menschen mit Migrationshintergrund ganz gezielt in ihren Verein zu holen“, benennt Stephan Mayer die Voraussetzungen für die auf jährlich maximal 5000 Euro und insgesamt höchstens fünf Jahre begrenzte Unterstützung. Hilfe kommt auch vom Kommunalen Integrationszentrum der Städteregion – wenn auch nicht in finanzieller Form.

„In den Vereinen gibt es ein unheimlich großes ehrenamtliches Potenzial. Diese Kraft können wir sehr gut nutzen, um Sport und Integration zu verbinden.“

Robert Voigtsberger,
stellv. RSB-Vorsitzender

Was ein Verein machen kann, zeigt Stephan Mayer am Beispiel des SC Berger Preuß auf: „Er hat im vergangenen Jahr ein zusätzliches Training mit zwei Übungsleitern eingerichtet.“ Auch die Veranstaltung von Turnieren und die Veröffentlichung von Broschüren gehörten zum förderwürdigen „Paket“

Der Klub aus Eschweiler gehörte zu den allerersten, die sich für die Anerkennung als Stützpunktverein beworben und eine Zusage erhalten haben. Zu diesen zählten im vergangenen Jahr auch der Budo Club Eschweiler, der Taekwondo-Verein Musado Alsdorf, der Boxclub Bam Bam Merkstein und die Spielvereinigung Straß. In diesem Jahr sind bis dato die Stolberger Turngemeinde, der TV Weiden und der SV Falke Bergrath hinzugekommen. „Damit haben wir das von uns betreute Gebiet nicht nur geografisch, sondern auch hinsichtlich der Sportarten schon sehr gut abgedeckt“, findet Stephan Mayer. Gleichwohl soll der Kreis der Stützpunktvereine noch weiter vergrößert werden.

Die Regelangebote können die Flüchtlinge zunächst kostenfrei nutzen, später werden die Vereinsbeiträge dann über das Bildungs- und Teilhabepaket des Bundes abgedeckt. Diese Praxis hat sich nach Aussage von Robert Voigtsberger bereits bewährt.

„Fit für die Vielfalt“

Die Unterstützung für die Vereine umfasst derweil auch Fortbildungen. „Fit für die Vielfalt“, lautet das Motto. Zu den Angeboten zählen unter anderem Schulungen zum Umgang mit Traumafolgen und zur kulturellen Sensibilisierung, aber auch Maßnahmen für Flüchtlinge, die zu Gruppenhelfern ausgebildet werden können. Und das sei nur der erste Schritt, betont Voigtsberger: „Was spricht dagegen, Menschen mit Migrationsgeschichte nicht auch zu Trainern auszubilden oder sie für die Vorstandsarbeit zu gewinnen?“, fragt er rhetorisch. So soll die Chance für den Flüchtling auch zu einer Chance für seinen Verein werden.

Eine Zielmarke gibt es für den Regiosportbund bei „Integration durch Sport“ im Übrigen nicht „Das haben wir offen gelassen“, sagt Thomas Mayer. Und es gibt auch kein Limit. Mayers Zusage steht: „Wir werden jeden Verein, der sich engagieren möchte, auch unterstützen.“

Neue Sportförderung wird gut angenommen

Zum 1. Januar 2017 haben die Städteregion und der Regiosportbund die „Richtlinien zur Förderung des Sports“ neu definiert. Bestandteil der zunächst bis Ende 2020 gültigen Vereinbarung ist, dass der RSB die Verteilung der Mittel von der städteregionalen Verwaltung übernimmt.

In sechs Förderbereichen werden bei Antragstellung und Eignung Zuschüsse gewährt.

55 000 Euro stehen für vereinsbezogene Kinder- und Jugendarbeit zur Verfügung, rund 48 500 Euro davon wurden im vergangenen Jahr ausgezahlt.

Die Bezuschussung von Aus- und Weiterbildungsmaßnahmen für ehrenamtliche Übungsleiter, die Anfang 2017 neu eingeführt wurde, lief zunächst nur schleppend an. Die Nachfrage ist nach Verwaltungsangaben aber immer mehr gestiegen, so dass doch noch 5600 von 14 000 Euro verausgabt werden konnten.

Die neue Talentförderung erfreute sich großer Nachfrage. Hier wurde das Budget von 2000 Euro sogar (um 1481 Euro) überzogen, was möglich war, weil Restmittel aus anderen Bereichen zur Verfügung standen.

Große Nachfrage gab es auch für die drei „Stipendien für das junge Ehrenamt“, für die jeweils 1200 Euro zur Verfügung standen. Die Plätze für 2018 sind bereits vergeben.

Die Zuschüsse für die Beschaffung von Sportgeräten wurden nahezu komplett abgerufen. Von 26 000 Euro waren am Ende des Jahres nur noch 326 Euro übrig.

Neuland haben Städteregion und Regiosportbund mit der Förderung von Projekten zur Kooperation oder Fusion betreten. Von den 12 000 Euro wurde knapp die Hälfte als Zuschüsse gewährt. Sieben Anträge gingen ein, von denen zwei die Kriterien nicht erfüllten. Unterstützt wurden beispielsweise die Bemühungen zur Gründung des Jugendfördervereins FC Eifel 2017 sowie die Fusion von Sparta Würselen und SC Bardenberg.

 

 

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