Die dritten 25 Jahre - 1933 bis 1958

Erneut eine tiefe Zäsur und ein bemerkenswerter Aufstieg

Schon im Jubiläumsjahr 1933 begann die "Gleichschaltung" der Vereine nach der Machtübernahme der Nationalsozialisten. Äußeres Zeichen: Der Vorsitzende hieß nun Vereinsführer. Allerdings finden sich im ersten Vorstand noch die alten bekannten Namen; der Druck sollte erst in den folgenden Jahren stärker werden und manchen Getreuen an den Rand oder gar aus dem Verein drängen.

Vereinsführer war also Willy Reinhardt, der 1936 Sportbeauftragter der Stadt Stolberg wurde und den Platz für Fritz Petersilie frei machte. Peter Longerich war Reinhardts Stellvertreter. Ferner bildeten den Vorstand (Vertreter in Klammern): Kassenwart Otto Brandt (Hubert Sieger), Geschäftsführer Jean Krings (Hubert Connotte), Oberturnwart und Leiter der Turnerinnen-Abteilung Heinrich Grasmehr, Männerturnwart Mathias Resch, Jugendturnwart Jean Krings, Volksturnwart Josef Meeßen (Hubert Connotte), Spielwart Franz Kreutz (Willy Kehr), Zeugwart Franz Resch (Theo Conrads) und Wanderwart Martin Görres.

Aus den folgenden Jahren gibt es nur we1936 - 1. Männerriegenige Informationen, da das Vereinsarchiv weitgehend in den Kriegswirren verloren ging. Bekannt ist, daß die TG-Aktiven nicht nur auf Bezirks- und Gau-Ebene sehr erfolgreich agierten. Beim Kreisturnfest 1934 gewannen beispielsweise Theo Conrads im Zwölfkampf und Heinrich Grasmehr den gleichen Wettbewerb der Altersklasse; insgesamt kehrten 16 Aktive als Sieger nach Stolberg zurück. Beim Deutschen Turnfest 1938 in Breslau stellte die Turngemeinde sieben Turnfestsieger mit vorderen Plazierungen. Große Leistungen schaffte auch der Nachwuchs. In den Jahren vor Kriegsausbruch holte sich die A-Jugend mehrfach die Gebietsmeisterschaft; 1937 gelang dies zusätzlich auch der B-Jugend-Mannschaft, und erreichten dadurch die Teilnahme an den Deutschen Jugendmeisterschaften.

Der Zweite Weltkrieg griff ab 1939 noch massiver als das Völkermorden 1914-1918 in das Vereinsleben ein, weil mit zunehmender Kriegsdauer die Bevölkerung viel stärker in Mitleidenschaft geriet und das schon lange vor den ersten Bombennächten, der Evakuierung oder den unmittelbaren Frontmonaten.

Nach dem Zusammenbruch war das böse Erwachen weitaus schlimmer als 1918, waren die Veränderungen viel einschneidender. Zunächst galt es, sich wieder lebenswert einzurichten. Trümmer mußten beseitigt, Munition geräumt, die Versorgungsleitungen wieder instand gesetzt werden. In dieser Zeit fungierten etliche TG-Mitglieder als Hilfspolizisten oder machten sich anderweitig in der Stadt nützlich. Willy Reinhardt gehörte zu denen, die ihren Einsatz mit dem Leben bezahlten: Als Leiter eines freiwilligen Minenräumkommandos starb er am 25. September 1945.

Umso erstaunlicher war die schnelle Rückbesinnung auf den Verein, auf die Turngemeinde. Schon 1946 genehmigte die britische Militärregierung die Vereinstätigkeit in der Turngemeinde. Die Halle am Gymnasium wurde provisorisch soweit hergestellt, daß ab 1947 der turnerische Übungsbetrieb langsam aufgenommen werden konnte. Hans Wiemers übernahm den Vorsitz, Mathias Resch fungierte wieder als Oberturnwart.

Die Anfänge waren auch sportlich ermutigend: Beim ersten Kreisturnfest 1947 in Eschweiler (so nannte man zunächst die Gauturnfeste, die diesen Namen erst 1957 wieder erhielten) konnten Aktive der Turngemeinde ebenso mit guten Leistungen aufwarten wie beim ersten Landesturnfest, das im August 1947 in Remscheid stattfand; dort wurden neun Turnfestsiege errungen.

1948 folgte die Währungsreform. Das TG-Vermögen bestand danach aus 53,25 DM; in der Otto-Brandt-Stiftung lagen 14,- DM fest. Mit einem Mitgliedsbeitrag von 0,50 DM pro Monat sollte es wieder aufwärts gehen. Große Verdienste in dieser Zeit erwarb sich Ewald Müller, der 1948 auch am ersten Nachkriegsturnfest in Frankfurt teilnahm, denn er bemühte sich erfolgreich um Geräte, so daß im Saal des Vereinslokals Rosenthal (Schüller) endlich ein geregelter Turnbetrieb ablaufen konnte. Das Ergebnis war verblüffend: Die Turner der STG ließen in Vergleichskämpfen Riegen aus Würselen, Euskirchen und Leverkusen hinter sich.1948 - Stadtriege

1949 wird Johann Alzer Vorsitzender, und der Sport blüht. Es kommt die große Zeit von Toni Resch und Helma Strauch, die vier Jahre hintereinander Kreismeister im Geräteturnen werden. Die Leichtathleten der TG machen von sich reden, die Faustballer knüpfen an überragende Vorkriegserfolge an. Namen wie Josef Purpart, Willi und Martha Raehs, Günther und Heinz Poick, Matthias Jandeleit und Hans Wüller tauchen in den Siegerlisten auf, wo auch Andreas Hoppstein erscheint, der 1952 Mathias Resch als Oberturnwart ablöst.

1951 Kreisturnfest Roetgen

Mit der Inbetriebnahme der neuen Kogelshäuserschule erhält die Turngemeinde in der dortigen Turnhalle endlich ihr sportliches Domizil. Stolberg und vor allem die Turngemeinde waren zu Beginn der Fünfziger Jahre die Turnerhochburg im Grenzland. Dazu trug auch die innerörtliche Konkurrenz (ATV Atsch, Büsbach, STV 1862) bei. Vergleiche gegen Düren oder die Stadt Aachen wurden sicher gewonnen. Neben dem überragenden Toni Resch sind Herbert Sattler, Ewald Müller, Viktor Delasauce Garanten für die Erfolge; Fred Groß, Leo Kutsch, Harry Bünten, Hans Wüller, Leo Hoesch, Karl Stolz, Herbert Meyer oder Willi Plum stoßen später dazu. Bei den Turnerinnen sind neben Helma Strauch vor allem Marianne Schmitz, Martha Raehs, Käthe Frings, Marianne Klos, Anneliese Plum, Gerda Büchel, Hannelore Waidmann, Else Klos, Hilde Moll, Resi Heck als Leistungsträgerinnen zu nennen. Unter den Leichtathleten macht u.a. ein Friedel Ohligschläger auf sich aufmerksam, der ja bis heute bestens in den TG-Reihen bekannt ist...1951 Tarining Sportplatz Krakau

1953 - Dr. Karl Schleicher ist jetzt Vorsitzender - richtet die Turngemeinde das Kreisturnfest aus: Etwa 1800 Aktive begeistern auf der Sportanlage Krakau rund 5000 Zuschauer und unterstreichen den hohen Stellenwert, den die Turnvereine längst wieder in der Bevölkerung besitzen. Das zeigt sich auch in Hamburg, wo das Deutsche Turnfest - natürlich mit TG-Beteiligung / acht Turnfestsieger - stattfindet.1953 Kreisturnfest Stolberg Staffel Friedel Oligschläger

Fortan sammelt die Turngemeinde unzählige Siege auf allen sportlichen Ebenen. Das Vereinsleben blüht, der Verein wächst und gedeiht. Und die Arbeit findet Anerkennung: So erhalten 1953 Johann Alzer, Mathias Resch, Andreas Hoppstein, Heinrich Grasmehr und Gottfried Coenen den Kreis-(Gau-)Ehrenbrief; fünf Jahre später beim 75jährigen Bestehen wird Coenen, Resch und Hoppstein auch der RTB-Ehrenbrief verliehen.1954 - DTVM Herzogenrath

 

1954 - Staffelteilnehmer Leichtathletik

Vor dem eigenen Jubiläum feiert die Turngemeinde 1956 den Geburtstag der Stadt Stolberg mit, die ihr 800jähriges Bestehen und die 100. Wiederkehr der Verleihung der Stadtrechte begeht. Im historischen Festzug sind etliche TG-Mitglieder mit von der Partie. Beim Fackelzug wird mitgemacht und in der Stolberger Riege, die sich mit der Kölner Turnerschaft mißt, fehlen natürlich auch die TG-Turner nicht.1956 - 800 Jahrfeier Stadt Stolberg

Im würdigen Rahmen begeht die Turngemeinde 1958 ihren 75. Geburtstag. Deutlich wird beim Fest- und Rahmenprogramm, daß die "betagte Dame" Turngemeinde jung und agil geblieben ist, sich den Herausforderungen der neuen Zeit erfolgreich gestellt hat. Dennoch hat sie erhaltenswerte Traditionen nicht übe1958 Deutsches Turnfest Muenchenr Bord geworfen, hat jene nicht vergessen, die in zwei Weltkriegen aus ihrer Mitte gerissen wurden: Seit 1958 ziert eine Ehrentafel den Eingangsbereich der Turnhalle Kogelshäuserstraße und erinnert an die Opfer der beiden Kriege.