Die ersten 25 Jahre - 1883 bis 1908
Conrad Ostländers Tatkraft und viele kleine Anfangssorgen
Bis weit nach dem Zweiten Weltkrieg existierte die Sommerwirtschaft Bonnie auf dem Hammerberg (heute "Parkhotel"); dort stand die Wiege der STOLBERGER TURNGEMEINDE. Das Gründungsdatum ist bekannt, nämlich der 18. Oktober 1883. Daß es dazu kam, war einzig das Verdienst von Conrad Ostländer. Er gehörte zu einem Kreis junger Leute, der sich regelmäßig sonntags bei Bonnie traf, um bei Gesang, Tanz und Spaß ein paar frohe Stunden miteinander zu verbringen. Als diese Gruppe davon hörte, daß in einem anderen Lokal die Theatergesellschaft "Eintracht" ins Leben gerufen worden war, wuchs der Wunsch, auch einen Verein zu gründen. Die Mehrzahl votierte für einen Gesangverein, doch Conrad Ostländer setzte sich vehement für einen Turnverein ein. Er hatte einmal ein Turnfest beim bereits bestehenden Stolberger Turnverein 1862 miterlebt und verstand es, seine Freunde nach und nach zu überzeugen, wie schön solch ein Sportverein sei.
Am 18. Oktober wurde also die Turngemeinde aus der Taufe gehoben, und schon nach kurzer Zeit zählte sie rund 40 Mitglieder. Hubert Düppengießer übernahm den Vorsitz, Conrad Ostländer verwaltete die Kasse und war neben Josef Petry Vorturner. Petry übernahm auch den Turnwartposten, zumal er und sein Bruder Gustav bereits Erfahrung beim Eschweiler TV gesammelt hatten. Schriftwart Josef Pfeiffer und Franz Mertens (Zeugwart) vervollständigten das erste Führungsgremium der Turngemeinde.
Mit der Vereinsgründung fingen die Probleme allerdings erst an: Es fehlte an Gerät und vor allem eine Halle. Nach und nach konnten erste Geräte angeschafft werden, weil die Mitglieder manche mühsam gesparte Mark in ihren Verein steckten. Das Hallenproblem schien auch gelöst, als Gastronom Bonnie den Bau einer Halle anbot, wenn die Turngemeinde alle ihre Feste bei ihm feiere. Als der Anbau endlich fertig war, erwies er sich als wenig geeignet für den Turnbetrieb. Hierüber kam es zu Querelen mit Besitzer Bonnie, was den Wechsel zur "Karlshöhe" zur Folge hatte. Dieses Lokal war allerdings noch weniger geeignet, um Turnstunden abzuhalten. In ruhige Bahnen geriet das Vereinsschiff erst, als die Turngemeinde im neuen Rolandshaus ihr Domizil fand. Allerdings war auch diese "Ehe" nicht von allzu langer Dauer. Nach wenigen Jahren folgte der Wechsel in die Hetzersche Halle, die der TG anfangs verwehrt geblieben war. Auch dieses Glück war nicht von Dauer, denn die Halle wurde geschlossen und die Turngemeinde wieder heimatlos. Ab 1903 findet man "Im Römer", dem späteren "Kupferhof", Unterkunft.
Trotz aller Geräte- und Hallenprobleme sprach es sich schnell im Grenzland herum, daß die Kupferstadt nun über zwei Turnvereine verfügte. Erste Einladungen zu Sport- oder Turnfesten kamen. Und groß war die Freude, als Josef Petry gleich beim ersten Wettkampf, den STG-Aktive besuchten, Erfolg hatte: In Brand siegte er im Steinstoßen und dieses historische Ereignis wurde gebührend gefeiert und begossen. Umso mehr bedauerte es die Turngemeinde, daß ihr erfolgreicher Turnwart zum Militär eingezogen wurde; da zudem Hubert Düppengießer nach Amerika auswanderte, übernahm Conrad Ostländer Vorsitz und Turnwartposten.
Drei wichtige Dinge sind noch aus den Anfangsjahren der Turngemeinde zu berichten: Es erfolgte der Eintritt in den Turngau Aachen und damit in die Deutsche Turnerschaft; außerdem schaffte sich die Turngemeinde ihre erste Fahne an. Mit Otto Brandt, dem späteren Ehrenmitglied, und Josef Dreßen wurden die ersten beiden Jugendturner in die STG aufgenommen. Beide gehörten fortan mit Johann Völl, Franz Wirtz, Lorenz Müller, August Noll, Hubert Sieger und Wilhelm Kreitz zu den Aktivposten der STG, die bis zum Ersten Weltkrieg für zahlreiche Erfolge sorgten. Das erste Gauturnfest in Stolberg (1893) sowie die endlich geklärte Raumfrage sorgten für einen steten Zulauf, so daß bald die Mitgliederzahl die magische 100-Grenze überschritt.
So fieberte alles dem 25jährigen Bestehen im Jahre 1908 entgegen, das seinen Höhepunkt in der Ausrichtung (wieder mit dem STV 1862) des zweiten Gauturnfestes in Stolberg hatte. Der Prym'sche Dollgarten, wo längst die Dalli-Werke stehen, bot einen excellenten Rahmen.